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Der Heilige Apostel Jakobus in Saragossa: Das Erste und Größte Wunder der Säule

Im Herzen von Saragossa, vom Wasser des Ebro umspült, erhebt sich eine Basilika, die nicht nur aus Stein, sondern aus Glauben, Geschichte und lebendiger Legende besteht. Es ist das Heiligtum Unserer Lieben Frau auf der Säule, der erste marianische Tempel der Christenheit. Doch jede große Geschichte hat einen Anfang, einen grundlegenden Moment, in dem das Göttliche in das Menschliche einbricht. Dieser Augenblick, die Säule, auf der alles ruht, ist ohne die Schlüsselfigur, dem demütigen und doch so mächtigen Mann, nicht zu verstehen: Der Heilige Apostel Jakobus, der Sohn des Donners.

Seine Mission im fernen Hispanien schien ein Fehlschlag zu sein. Es war um das Jahr 40 n. Chr., und Jakobus, einer der Lieblingsjünger Jesu, befand sich in einem heidnischen Land im Norden des Römischen Reiches und predigte das Evangelium mit wenig Erfolg. Die Härte der Herzen, tief verwurzelte lokale Traditionen und das Gewicht der römischen Götter bildeten eine scheinbar unüberwindbare Mauer. Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit müssen seine Begleiter an den Ufern des Ebro gewesen sein. In diesem Kontext menschlicher Prüfung, einer dunklen Nacht der Seele, geschah das Wunder, das die Geschichte Spaniens für immer verändern sollte.

Die Nacht des Lichts: Die Erscheinung der Jungfrau Maria

Die Überlieferung, gestützt auf einen uralten und festen historischen und kirchlichen Konsens, versetzt uns in die Nacht des 2. Januar des Jahres 40. Jakobus, vertieft im Gebet mit seiner kleinen Gruppe von Jüngern – den Sieben Bekehrten von Saragossa – hörte etwas mehr als das Raunen des Windes. Himmlische Gesänge gingen einem blendenden Licht voraus, das die Dunkelheit durchriss.

Auf einer Säule aus Marmor – einer Jaspis-Säule, die der Volksfrömmigkeit zufolge von Engeln gebracht wurde – erschien die Allerseligste Jungfrau Maria in carne mortal (in sterblichem Fleisch). Ein entscheidendes Detail: Maria lebte zu dieser Zeit noch in Ephesus, in dem Haus, das wir heute verehren. Die Bilokation, die Gabe, an zwei Orten gleichzeitig zu sein, war das erste Wunder dieser Erscheinung, ein Zeichen der Kraft Gottes, die alle Raum-Zeit-Grenzen überschreitet.

Die Jungfrau, voller Trost und Stärke, sprach zu Jakobus mit einer Botschaft der ewigen Hoffnung:

  • „Mein Sohn Jakobus“, rief sie ihn, mit der Zärtlichkeit einer Mutter und der Autorität der Königin der Apostel.
  • Sie trug ihm auf, an ebendieser Stelle, am Ebro, eine Kapelle zu ihren Ehren zu errichten.
  • Sie versprach ihren beständigen Schutz für dieses Land und für die apostolische Arbeit, die er leistete: „Dieser Ort wird bis ans Ende der Zeiten bestehen bleiben, damit die Tugend Gottes Wunder und Staunenswertes durch meine Fürsprache für those wirkt, die in ihren Nöten meine Schutzherrschaft anrufen.“
  • Als greifbaren Beweis ihres Besuchs und ihres Versprechens ließ sie die Säule, den „Pilar“, auf dem sie herabgestiegen war, zurück.

Dies war keine ätherische Begegnung oder ein Traum. Es war eine physische, reale Erscheinung. Die Jungfrau übergab die Säule als Vermächtnis, den Altar, auf dem nicht nur ein Tempel, sondern der Glaube eines Volkes erbaut werden sollte. Und sie übertrug Jakobus eine Aufgabe: einem Künstler die Anfertigung eines Bildnisses von ihr zu auftragen, das auf der Säule platziert werden sollte. Die kleine Holzskulptur Unserer Lieben Frau auf der Säule, die heute verehrt wird, ist die Frucht dieses Auftrags und gilt als das einzige Bildnis Marias, das zu ihren Lebzeiten geschnitzt wurde.

Das Erste und Größte Wunder: Die Bekehrung der Herzen

Viele denken, das Wunder sei nur die Erscheinung gewesen. Aber das wahre, das „erste und größte Wunder der Säule“, war seine unmittelbare Frucht: Die Massenbekehrung der Saragossaner. Jakobus, von der Erfahrung verwandelt, war nicht länger der mutlose Missionar. Er war ein Zeuge, erfüllt vom Feuer des Heiligen Geistes, derselbe „Sohn des Donners“, der mit Christus gegangen war.

Mit der Säule als unwiderlegbarem Beweis und seinem erneuerten Glauben nahm Jakobus seine Predigt mit unwiderstehlicher Kraft wieder auf. Die Nachricht von der marianischen Erscheinung verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der caesaraugustanischen Stadt. Die gleichen Herzen, die sich zuvor gleichgültig oder feindselig gezeigt hatten, öffneten sich nun der Neugier, der Emotion und schließlich dem Glauben. Die Botschaft des Apostels, bekräftigt durch das himmlische Zeichen der Säule, fand Widerhall. Tausende von Menschen, bewegt von Gottes Gnade, baten um die Taufe.

Die Überlieferung spricht von den ersten acht Bekehrungen, den Jüngern, die in jener Nacht bei ihm waren, aber das Wunder vervielfachte sich exponentiell. Eine beispiellose Welle von Taufen fand auf hispanischem Boden statt. Der Fluss Ebro wurde zu einem westlichen Jordan, wo Jakobus das Sakrament an die Massen spendete. Dies war das große Wunder: die Verwandlung eines heidnischen Landes in eine Keimzelle von Christen. Unsere Liebe Frau von der Säule kam nicht nur, um ihren Apostel zu trösten; sie kam, um die große Missionarin und Evangelisatorin Spaniens zu sein. Sie pflanzte den Samen, und Jakobus bewässerte ihn mit seinem Wort und seinem Wirken.

Das Vermächtnis des Jakobus: Der Thron aus Stein und der Weg

Bevor er nach Jerusalem zurückkehrte, wo er unter Herodes Agrippa den Märtyrertod durch Enthauptung finden sollte, sicherte Jakobus das Vermächtnis von Saragossa. Die erste Kapelle, ein kleiner Lehmbau, wurde um die Säule herum errichtet. Es war das erste marianische Heiligtum, der „Thron“, den die Jungfrau erwählt hatte. Jakobus übergab diesen Schatz der Obhut der ersten Bekehrten und beauftragte sie mit seiner Bewachung und der Verbreitung seiner Verehrung.

Sein Martyrium beendete die Mission nicht; es stärkte sie. Der Legende nach brachten seine Jünger Athanasius und Theodorus seinen Leichnam zurück nach Hispanien, in das ferne Gallaecia, wo er Jahrhunderte später wiederentdeckt werden sollte, was zu Santiago de Compostela und seinem Weg führte.

Hier liegt eine der schönsten historischen und spirituellen Kuriositäten: Der Jakobsweg beginnt in Wirklichkeit in Saragossa. Die jakobische Pilgerreise ist kein Hinweg, sondern ein Rückweg. Die ersten Pilger kamen schon nach Saragossa, um den Ort zu ehren, an dem Jakobus den Trost der Jungfrau empfing, noch bevor das Grab in Compostela entdeckt wurde. Die Säule und Compostela sind zwei Pole derselben spirituellen Achse, die Spanien durchzieht. Der Heilige Apostel Jakobus ist die Brücke zwischen beiden Heiligtümern, derjenige, der am Ebro die Gnade empfing und dessen Körper in Galicien ruht.

Die Spur des Apostels in der Aragonesischen Kultur

Die Figur des Heiligen Apostels Jakobus ist der aragonischen Seele unauslöschlich eingeprägt. Er ist keine ferne Figur, er ist der „erste Pilarist“ (Verehrer der Säule).

  • In der Ikonographie: Innerhalb der Heiligen Kapelle der Basilika, in der Coreto (kleine Empore), die das Bild der Jungfrau umgibt, befindet sich eine großartige Skulptur des knienden Jakobus, der die Jungfrau mit Staunen und Hingabe betrachtet. Sie hält den ewigen Moment der Erscheinung fest. Darüber hinaus erzählen die Hauptfassade und mehrere Reliefs des Tempels diese Begebenheit visuell.
  • In der Jota: Die aragonische Jota, der Gesang der Seele dieses Landes, hat Verse, die diesem Moment gewidmet sind: „Jungfrau der Säule, / man sagt, dass du dem Jakobus / erschienen bist. / Und ich sage, es ist wahr / denn du bist die Königin / Aragons / und der Hispanität.“
  • Der Titel „Hauptstadt des Königreiches“: Es gibt eine Überlieferung, die besagt, dass die Jungfrau während der Erscheinung Jakobus versprach, Saragossa werde immer die „Hauptstadt des Königreiches“ sein. Ein Titel, der historisch spirituell interpretiert wurde, aber den die Aragoner mit Stolz als Zeichen einer einzigartigen Bestimmung trugen.

Schlussfolgerung: Ein Wunder, das fortdauert

Das erste und größte Wunder der Säule war kein isoliertes Ereignis, das in Geschichtsbüchern archiviert wurde. Es ist ein anhaltendes, lebendiges Wunder. Die Jaspis-Säule steht immer noch am selben Ort, stumme Zeugin von Tausenden von Pilgerreisen, getrockneten Tränen, erfüllten Versprechen und neu entfachtem Glauben seit über zweitausend Jahren.

Der Heilige Apostel Jakobus lehrt uns, dass selbst in Momenten der größten Mutlosigkeit, wenn unsere Arbeit fruchtlos erscheint, die Gnade Gottes auf die unerwartetste Weise einbrechen kann. Seine Erfahrung in Saragossa ist eine Botschaft der Hoffnung für alle: Wir sind nicht allein in der Mission. Maria, unsere Mutter, kommt uns zu Hilfe, um uns zu stärken und durch unsere Zerbrechlichkeit die Wunder der Bekehrung zu wirken, die die Welt braucht.

Wenn man die Basilika der Säule besucht, steht man nicht nur vor einem imposanten Kunstwerk. Man kniet vor derselben Säule nieder, die Jakobus umarmte, man versetzt sich in die Lage des Apostels, der das Unsichtbare sah und das Unglaubliche glaubte. Es ist, die Ursprünge zu berühren, das erste Glied in einer Kette aus Glauben, Mut und Kultur, die die Identität Aragons und eines großen Teils der Welt geschmiedet hat. Jakobus, der erste Pilger, der erste Verehrer, lädt uns noch heute ein, uns dieser Säule zu nähern, um wie er Trost, Stärke und eine zu erfüllende Mission zu empfangen.

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