Die Basilika El Pilar, wie wir sie heute kennen – ein Emblem des Glaubens und ein architektonisches Meisterwerk – ist nicht über Nacht entstanden. Ihre Geschichte ist eine Reise von zwanzig Jahrhunderten, eine Epos aus Stein und Hingabe, die mit der einfachsten aller Strukturen begann und in der barocken Pracht gipfelte, die heute die Welt in Staunen versetzt.
Die Ursprünge verlieren sich im Nebel der Zeit und stützen sich mehr auf wahrscheinliche Anhaltspunkte als auf unumstößliche Daten. Die Tradition spricht von einer kleinen Kapelle, einem Oratorium, das dem Heiligen Jakobus (Santiago) gewidmet und von den ersten Christen am Ufer des Ebro errichtet wurde. Dieser schmale, heilige Raum, ein stummer Zeuge der Ankunft der Jungfrau Maria, war der Keim für alles, was folgen sollte.
Im Laufe der Jahrhunderte benötigte der Glaube mehr Raum. Im 2. Jahrhundert wurde die ursprüngliche Kapelle vergrößert, und nach dem Mailänder Edikt im Jahr 313, das der Kirche Frieden brachte, verwandelte sie sich in einen Tempel, der für eine feierlichere Gottesdienstausübung geeignet war. Selbst unter arabischer Herrschaft scheint die heilige Aedicula – wie die Chronisten sie nannten – respektiert worden zu sein; ein kleiner Leuchtturm des Glaubens in einer überwiegend muslimischen Stadt.
Das Licht der Reconquista und die ersten großen Bauwerke
Die Rückeroberung Saragossas im Jahr 1118 leitete eine neue Ära für den Tempel ein. Ab diesem Zeitpunkt tritt seine Geschichte aus dem Schatten heraus und in eine „Zone des Lichts“. Bischof Pedro de Librana unternahm 1120 den Wiederaufbau der alten Kirche und verlieh ihr romanische Formen. Von diesem Tempel ist ein stummer und eleganter Zeuge erhalten: das Tympanon, das noch heute an der Hauptfassade bewundert werden kann.
Der Fluss Ebro, jener „lästige Nachbar“, wie er von den Alten treffend bezeichnet wurde, demonstrierte jedoch seine Macht durch Überschwemmungen, die verheerende Schäden verursachten und ständige Reparaturen erforderten, wie die unter der Leitung von Hugo de Mataplana.
Die Tragödie brach 1434 in Form eines verheerenden Brandes herein, der den romanischen Tempel in Schutt und Asche legte. Wie durch ein Wunder blieb das Bildnis der Jungfrau Maria unversehrt in den Flammen. Dieses Wunder veranlasste Königin Blanka von Navarra und Erzbischof Dalmau de Mur, das Heiligtum wiederherzustellen. Kurz darauf, im Jahr 1515, entstand eine imposante gotische Kirche, Santa María la Mayor, von der wir heute unersetzliche Schätze wie den Altaraufsatz von Damián Forment und das kunstvoll geschnitzte Chorgestühl bewahren.
Der Traum der heutigen Basilika
Der endgültige Wendepunkt kam im Jahr 1677. Der Besuch von König Karl II. in Saragossa war entscheidend. Beeindruckt von der Frömmigkeit und dem Tempel forderte er nach seiner Rückkehr nach Madrid die Pläne für ein neues und prachtvolles Bauwerk an. Für dieses kolossale Vorhaben wurde der Architekt und Maler Francisco de Herrera der Jüngere ausgewählt.
Der Grundstein der neuen Basilika wurde mit großer Feierlichkeit am 25. Juli 1681, dem Tag des Heiligen Jakobus, gelegt. Mit königlicher Unterstützung, den Mitteln der Erzbischöfe und vor allem den großzügigen Spenden der Gläubigen schritten die Arbeiten in erstaunlichem Tempo voran. Bis 1718 waren die Mittelschiffe fertiggestellt, und Chor, Altar und das Allerheiligste Sakrament konnten in freudigen Zeremonien übertragen werden.
Doch der Tempel war noch unvollendet. Ihm fehlte das Herzstück des gesamten Ensembles: die Heilige Kapelle (Santa Capilla), die die Jungfrau beherbergen sollte.
Der meisterhafte Beitrag von Ventura Rodríguez
Im Jahr 1750 wurde das Genie des spanischen Barocks, Ventura Rodríguez, zum Architekten der El Pilar ernannt. Als er 1753 in Saragossa eintraf, beschränkte sich seine Arbeit nicht auf den Entwurf der prächtigen Kapelle der Jungfrau – ein Kunstwerk für sich mit seiner Fülle an Marmor, Bronze und Jaspis. Rodríguez übernahm die Gesamtleitung der Arbeiten, überprüfte, korrigierte und erneuerte den ursprünglichen Plan von Herrera, um das Gesamtensemble mit seiner makellosen Handschrift zu vereinheitlichen und zu verschönern.
Die Krönung eines jahrhundertealten Traums
Wegen Geldmangels kam der Bau erneut zum Erliegen, sodass die Kuppeln und die Fassade unvollendet blieben. Es sollte das 19. Jahrhundert sein, das die Anstrengungen der vorangegangenen Generationen krönen würde. Die Arbeiten wurden am 22. Oktober 1863 unter der Leitung der Architekten José de Yarza und Juan Antonio Atienza sowie eines talentierten Teams von Bildhauern und Künstlern energisch wiederaufgenommen.
Schließlich wurde nach neun Jahren intensiver Arbeit die Sehnsucht Wirklichkeit. Am 10. Oktober 1872 weihte der Erzbischof von Santiago de Compostela, Kardinal García Cuesta, die neue Basilika in einer feierlichsten Zeremonie, an der mehr als hunderttausend Pilger teilnahmen, die den Platz in unbeschreiblicher Jubelstimmung überfluteten.
Diese Weihe war nicht nur die Segnung eines Gebäudes; es war die Vollendung eines zweihundert Jahre alten Traums, einer beständigen Obsession, die Könige, Bischöfe, Architekten und vor allem das spanische Volk vereint hatte, das mit seinem Glauben und seinen Almosen das Unmögliche möglich gemacht hatte. Von der kleinen Gebetsstätte des Heiligen Jakobus zur majestätischen Basilika: Jeder Stein erzählt eine Geschichte von Hingabe, Beharrlichkeit und einem unerschütterlichen Glauben, der das Stadtbild Saragossas über Jahrtausende geprägt hat.